Die Pflanze

Reich an natürlichen Inhaltsstoffen

Bestandteile von medizinischem Cannabis

Die Cannabispflanze ist reich an natürlichen Inhaltsstoffen, von denen bereits über 500 identifiziert werden konnten.1 Cannabinoide, Terpene sowie weitere flüchtige Substanzen befinden sich hauptsächlich in speziellen Pflanzenhaaren, den Trichomen, welche in ihrer höchsten Konzentration auf der unbestäubten weiblichen Blüte zu finden sind.2,3 Phytocannabinoide (z. B. THC oder CBD) und Terpene sind die medizinisch relevantesten Bestandteile der Cannabispflanze.

Phytocannabinoide

Die am besten untersuchten und beschriebenen in der Cannabispflanze vorkommenden Phytocannabinoide sind THC sowie CBD und liegen in den unverarbeiteten Cannabisblüten hauptsächlich als Carboxylsäuren, THCA und CBDA vor; sie sind pharmakologisch kaum aktiv. Durch Erhitzen werden die Säuren zu den pharmakologisch wirksamen Molekülen THC und CBD decarboxyliert.

Terpene

Die meisten Terpene sind Hauptbestandteil der in Pflanzen produzierten ätherischen Öle. In der Cannabispflanze sind bis heute etwa 200 verschiedene Terpene identifiziert worden.4 Wie auch die Phytocannabinoide befindet sich der Hauptteil der Terpene im Harz der Trichome der weiblichen Cannabisblüten.

Die häufigsten Terpene in Cannabis sind Limonen, Myrcen, Pinen, Linalool und Caryophyllen. Die Zusammensetzung der Terpene hängt vom genetischen Hintergrund (Kultivar) der Pflanze sowie den Anbaubedingungen ab und bestimmt maßgeblich das Aroma der Cannabisblüte. Auf Basis der chemischen Zusammensetzung zwischen Phytocannabinoiden und Terpenen kann man Chemovare der Cannabispflanze differenzieren5, allerdings gibt es bislang keine einheitliche Nomenklatur dieser Chemovare.

Erst neue wissenschaftliche Erkenntnisse rückten Cannabis Mitte der 1960er Jahre wieder in den Fokus der Medizin.

Geschichte von 
medizinischem Cannabis

Cannabis wird seit über 4.000 Jahren von Menschen als Medizin für verschiedene Indikationen genutzt.6

In Indien wurde Cannabis bereits ab 1.000 v. Chr. als Schmerzmittel, Antikonvulsivum, Anxiolytikum und zur Behandlung von rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Einer der einflussreichsten medizinischen Schriftsteller des Mittelalters, der persische Arzt Avicenna, beschrieb um 1.000 n. Chr. Cannabis als effektive Medizin für die Behandlung von Gicht, Ödemen, infektiösen Wunden und starken Kopfschmerzen. Als erster westlicher Mediziner stellte der irische Arzt William O’Shaughnessy 1839 Extrakte aus Cannabis her. Diese verwendete er als Spasmolytikum und Analgetikum. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich Cannabis als Medikament etabliert und wurde erfolgreich als Alternative zu Opioiden eingesetzt.

Eine weitere Standardisierung der Cannabistherapie wurde im 20. Jahrhundert durch die zunehmende Ächtung von Cannabis und die gleichzeitige Verbreitung alternativer synthetischer Medikamente vorläufig gebremst. Den Anfang der weltweiten Kriminalisierung machte 1937 der „Marijuana Tax Act“, der den medizinischen Besitz und Gebrauch von Cannabis in den gesamten USA unter Strafe stellte.

1961 setzten die USA ihre damalige Position zu medizinischem Cannabis auch international in der „Single Convention on Narcotic Drugs“ durch, die den medizinischen Einsatz von Cannabis unter erhebliche Auflagen in allen UN-Mitgliedsstaaten stellte. In der Folge wurde medizinisches Cannabis in nahezu allen Ländern der Erde geächtet.

Festlegung der 
Qualitätsstandards von
Medizinischem Cannabis

Um die pharmazeutische Qualität von medizinischem Cannabis zu kontrollieren, sind die Schritte von der Herstellung über Lagerung, Gehaltsbestimmung der Wirkstoffe bis zur Prüfung der Reinheit vorgegeben und standardisiert.

Basis hierfür bilden die Monografien des Deutschen Arzneibuchs für Cannabisblüten (Cannabis flos) und für Cannabisextrakte (Cannabis extractum normatum). Durch natürliche Schwankungen des Wirkstoffgehaltes der Cannabispflanze ist hier sowohl für Blüten als auch für Extrakte beispielsweise eine Abweichung des Cannabinoidgehalts um ±10 % von der in der Spezifikation angegebenen Menge an Cannabinoiden als akzeptabel definiert.

Als übergeordnetes Referenzwerk für die Qualitätskontrolle von medizinischem Cannabis dient das Europäische Arzneibuch. Es legt die Analysemethoden für potenzielle Verunreinigungen durch Schwermetalle (Cadmium, Blei, Quecksilber), Pestizide und Mikroorganismen (z. B. Hefen, Schimmel, Salmonella, E.coli) fest.

Zur Vereinheitlichung der unterschiedlichen nationalen Standards wird derzeit eine übergeordnete, harmonisierte Monografie für Cannabisblüten für das Europäische Arzneibuch erarbeitet, welche gemeinsame Qualitätsstandards für die gesamte europäische pharmazeutische Cannabinoid-Industrie vorgeben wird.

1 Saroya, A. S. The Phytocannabinoids. Contemporary Phytomedicines (2017).
2 Chandra, S., Lata, H., ElSohly, M. A., Walker, L. A. & Potter, D. Cannabis cultivation: Methodological issues for obtaining medical-grade product. Epilepsy Behav. 70, 302–312 (2017).
3 Bernstein, N., Gorelick, J. & Koch, S. Interplay between chemistry and morphology in medical cannabis (Cannabis sativa L.). Ind. Crops Prod.129, 185–194 (2019).
4 Russo, E. B. Taming THC: Potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. Br. J. Pharmacol. 163, 1344–1364 (2011).
5 Hazekamp, A. & Fischedick, J. T. Cannabis – from cultivar to chemovar. Drug Test. Anal. 4, 660–667 (2012).
6 Li’, H.-L. An Archaeological and Historical Account of Cannabis in China. Econ. Bot. 28, 437–448 (1974).

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